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Franklin School
Franklin School 1876

Franklin School
Franklin School 2005


Franklin School (55)

13th und K Streets, NW
Erbaut 1865-1869

Die Franklin School war das Flagschiff einer Gruppe von acht modernen städtischen Schulgebäuden, die zwischen 1862 und 1875 in Washington errichtet wurden und mit denen erstmals ein lückenloses Netz öffentlicher Bildung angeboten werden konnte. Sie war die "Experimentierwerkstatt", in der sich Washingtons öffentliches Schulsystem entwickeln konnte, einschließlich neuer Programminhalte wie altersabhängige Bildungspläne, Berufsausbildung, höhere Schule und Weiterbildung. Im Gebäude waren auch die Büros des Schulinspektors und des Überwachungssauschusses für Bildung untergebracht.

Die Fassade aus dem 19. Jahrhundert – inklusive einer Büste von Benjamin Franklin – bringt die Grundsätze der öffentlichen Erziehung für die Demokratie im Amerika der Nach-Bürgerkriegszeit sehr eindringlich zum Ausdruck. Cluss bezeichnete ihre Architektur als "moderne Renaissance"; ihre Wurzeln liegen im deutschen Rundbogenstil. Ihr Erscheinungsbild, ihre Größe (dreieinhalb Geschosse) und ihre Lage auf einem Hügel zielten allesamt darauf ab, die Schüler zu inspirieren, das Ansehen der Lehrenden zu stärken und die Achtung vor den öffentlichen Schulen zu heben.

Im Inneren der Franklin School gab es vierzehn Klassenräume, jeder ausgestattet mit zwei Fensterseiten für eine natürliche Beleuchtung, einer abgetrennten Garderobe, Tafeln an zwei Wänden und einem erhöhten Lehrerpult vor einer halbrunden Nische, um die Sicht und die Kommunikation zwischen Lehrer und Schülern zu verbessern. Das Gebäude besaß eine innovative Zentralheizung und ein neuartiges Belüftungssystem. Die gewaltige Aula im dritten Geschoss diente als Raum für öffentliche Vorlesungen, Musikveranstaltungen und für Ausstellungen von Schülerarbeiten. Sie war ursprünglich mit Fresken in "trompe l'oeil"-Technik ausgestaltet, bot Sitzplätze für 1.000 Schüler und besaß eine Galerie für Musiker.

Franklin School war eines der bekanntesten Gebäude der Stadt. Eine außen angebrachte große Uhr diente der Umgebung als Zeitmesser. Nur einige Blocks entfernt vom Weißen Haus gelegen, war die Schule eine der Sehenswürdigkeiten, die Touristen und ausländische Botschafter auf ihren Stadttouren besuchten.

Alexander Graham Bell testete 1880 vom Dach der Franklin School aus erfolgreich seine neue Erfindung, das "Photophon" (Tonübertragung durch Lichtwellen).

Kongressmitglieder sendeten Kopien der Baupläne in ihre Heimatbezirke. Ein von Cluss konstruiertes Gebäudemodell ging auf Ausstellungen in Philadelphia, Wien und Paris und gewann dort mehrere Preise. So wie es sich die Stadtväter erhofft hatten, zog die Schule die Sprösslinge der Mittelklasse an, darunter die Kinder der Präsidenten Andrew Johnson, James A. Garfield und Chester A. Arthur.

Das Äußere der Franklin School wurde 1992 restauriert, ist im "National Register of Historic Places" eingetragen und wurde als "National Historic Landmark" anerkannt. Das Innere der Schule steht unter dem Denkmalschutz des Districts of Columbia, wurde aber nicht restauriert und blieb weiterhin in einem schlechten Zustand. Von 2002 bis 2008 wurde das Gebäude als Obdachlosenheim genutzt, danach stand es fast zehn Jahre lang leer. Eine großzügige Privatspende ermöglichte den Umbau zum Museum. 2019 zieht dort das interaktive Sprachkunst-Museum Planet Word ein.

Für mehr Informationen zur Geschichte der Franklin School, ihrer internationalen Wirkungsgeschichte, Beschreibungen und Pläne von Cluss, Fotos und anderes Bildmaterial sowie zur langen Diskussion um die Zukunft des Gebäudes siehe unter http://www.franklinschooldc.org/ sowie unter https://dc.curbed.com/2017/11/21/16685910/franklin-school-planet-word-opening.

Der Baustil von Cluss beeinflusste das gesamte Stadtviertel. Am Abschnitt der K Street zwischen der 13th und der 15th Streets erbaute er eine weitere Schule, (66), eine Reihenhauszeile mit fünf Einheiten (37), weitere Einfamilienhäuser, (39), (43) und (103), sowie ein Doppelhaus (78). Ganz in der Nähe standen außerdem eine Kirche (5) an der 13th Street, ein Doppelhaus an der 14th Street (102) sowie ein Haus (80) und ein Hotel (18) an der 15th Street.

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